-
Kristiane Weber-Hassemer
Lebensschutz durch Babyklappen? Über Konflikte bei der Politikberatung zu ethischen Fragen.
Freitag, 19. Februar 2010
Kristiane Weber-Hassemer, Jahrgang 1939, studierte Rechtswissenschaften, politische Wissenschaften und Soziologie in Tübingen und Hamburg. Sie arbeitete zunächst als Rechtsanwältin in Hamburg, dann als Richterin in Frankfurt; von 1994 bis 2004 war sie als Vorsitzende eines Strafsenates tätig, unterbrochen von einer vierjährigen Amtszeit (1995 bis 1999) als Staatssekretärin im Hessischen Ministerium der Justiz und für Europaangelegenheiten. Seit 2001 war sie Mitglied des Nationalen Ethikrates, seit 2005 seine Vorsitzende. Seid dessen Auflösung im Jahr 2008 ist sie Mitglied des Deutschen Ethikrates.
Wir erleben eine bisher nie dagewesene Ethisierung unserer – westlichen – Lebenswelten. Sie findet in Bereichen verstärkt statt, die von Ungewissheit und Unsicherheit geprägt sind, in denen keine gesicherten Regeln ausreichend etabliert sind und verbindliche moralische Instanzen fehlen. In pluralen modernen Gesellschaft existieren sehr verschiedene Werthaltungen. Die gesellschaftlichen und politischen Institutionen geraten überall unter Legitimationsdruck. Politischen Entscheidungen müssen heute gesellschaftliche Debatten vorausgehen, in die alle relevanten Gruppen und die Medien einzubeziehen sind. Neben einzelnen Fachdiskursen und ihren Foren bieten sich unabhängige sog. Ethikkommissionen an, die interdisziplinär und plural besetzt sind. Sie können durch ihre Arbeit dazu betragen, die gesellschaftlichen Debatten zu stimulieren und die politischen Entscheidungsträger zu beraten. Am Beispiel des Problems der anonymen Kindesabgabe, insbesondere durch Babyklappen, sollen die Möglichkeiten und Grenzen der Beratung durch ein ethisches Expertengremium illustriert werden.