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Pradeep Chakkarath
Thrissur/Bochum
Ähnlichkeit und Differenz in der kulturvergleichenden Psychologie.
Freitag, 15. Juli 2011, 9:30
Ausgehend von der „Völkerpsychologie“ des 19. Jahrhunderts haben sich bis heute unterschiedliche Ansätze und Subdisziplinen ausgebildet, in denen sich unterschiedliche Auffassungen darüber zeigen, wie man Kultur als Forschungsgegenstand in die Psychologie integrieren könne bzw. solle. Als wichtigste wären zu nennen: die Psychologische Anthropologie, die sowjetische Soziohistorische Psychologie, die Kulturvergleichende Psychologie, die Kulturpsychologie und die noch junge Indigene Psychologie. Ist für Außenstehende diese Vielzahl sogenannter „kulturinformierter“ Psychologien überraschend, so zeigt sich in ihr eine generelle fachinterne, vor allem methodologische Debatte darüber ob man dem Kulturwesen „Mensch“ ausschließlich innerhalb des naturwissenschaftlichen Paradigmas gerecht werden könne, das die Mainstream-Psychologie nach wie vor prägt. Im Zentrum dieser Debatte steht damit zugleich die Frage, ob auch eine kulturinformierte Psychologie primär die Entdeckung universeller Gesetzmäßigkeiten (Stichwort „psychic unity of mankind“)zur Aufgabe habe und wie sie dann mit kulturellen Differenzen (Stichwort „unity in diversity“) umgehen soll.
Am Beispiel der Kulturvergleichenden Psychologie, dem international etabliertesten unter den genannten Lagern, wird der Vortrag diese Debatte in wichtigen Grundzügen skizzieren und aus Sicht der Indigenen Psychologie, vor allem mit Blick auf den indischen Kontext und die in Teilen postkolonialistische Diskussion kritisch kommentieren.