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Gerd Heinz
Freiburg
Das Theater als Spiellabor für Ähnlichkeiten, Mischungen und Synkretismen. Erfahrungen und Utopie.
Samstag, 16. Juli 2011, 16:00
In diesem Referat soll in knapper Form versucht werden, das Theater als besonders geeignete Form für Vermischungen und Synkretismen darzustellen.
Die Theaterkunst, der Ähnlichkeit verpflichtet, diese aber in ihrer Ambivalenz erkennend, findet schon in seiner frühen griechischen Ausformung zu Beispielen für Vermischungen und Synkretisemen. Das Darstellen menschlicher Konflikte führt auch zum Vorstellen menschlicher Leiden. Der Respekt vor dem Fremden und das Mitleid mit dem Unterlegenen sind Eckwerte im athenischen Drama der Perikles-Zeit. Diese frühen Werte einer beispielhaften Empathie hat sich das Theater bewahrt und wäre damit subversiv in der Lage, unsere globalisierte, kapitaliserte, virtuelle Welt mit Realitätsmustern zu hinterfragen.
Gleichzeitig soll versucht werden, das Theater als Betriebsform zu zeigen, als eine Organisation, in der mehrere Menschen für viele Menschen tätig sind, und die dadurch schon eine größere Offenheit hat als andere Betriebsformen. Die notwendigen Vermischungen eines Theaterbetriebes (Stil-, Kultur-, Religionsvermischungen) und der daraus resultierende Zwang, mit dem „Anderen“ umzugehen, könnten beispielhaft sein für eine Kultur der Aufmerksamkeit und der Werteentwicklung. Hierzu werden persönliche Erfahrungen als Regisseur und Lehrer in Beispielen ausgeführt.
In einem Schlusswort soll versucht werden, die Ensemblestruktur eines Theaterbetriebes auf die Kunst als „Ensemble“ und die gesamten Geisteswissenschaften auszuweiten und sie utopisch als „Kampfgruppe“ gegen eine vom bloßen ökonomischen Nutzwert degenerierte Wirklichkeit zu verstehen.