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Roberto Cazzola
Vertrauen und Verzauberung: eine italienische Geschichte.
Was geschieht, wenn in Krisenzeiten ein „Zauberer“ sich in eine Familien-, Lokal- und Nationalgemeinschaft hineinschwindelt? Wer verhext wen und wie? Und was geschieht, wenn der Zauberer, der das Vertrauen aller missbraucht, in seinem eigenen und paradoxen Vertrauen in die von ihm Betrogenen und Instrumentalisierten von letzteren selbst betrogen wird? Wer foppt wen und wessen blindes Vertrauen wird zerstört? Wie und unter welchen Voraussetzungen und Erwartungen entsteht das individuelle und das allgemeine Bedürfnis nach Zauberei? Wer ist also der wahre Schöpfer und Urheber der Zauberei: derjenige, der das Vertrauen missbraucht oder vielleicht diejenigen, die sich den Zauberer erfinden, die ihm eine allmächtige Rolle und Aufgabe zuweisen — getrieben von einem latenten Erlösungsbedürfnis und einer Heilserwartung, von einem unerschöpflichen Urbedürfnis nach Märchen und Wundern, von einer uralten Scheu vor der Verantwortung („Er wird alle Probleme lösen, er schenkt uns Geld und Glück“)? Der Beitrag über „Vertrauen und Verzauberung“ möchte anhand einer paradigmatischen und skurrilen Geschichte aus den zwanziger Jahren im faschistischen Italien diesen und anderen Fragen nachgehen. Fragen, die in Italien, dem Land vieler „Cavalieri“, leider immer noch aktuell sind.