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Gret Haller
Zugehörigkeit und Dissidenz.
Die Frage, ab wann und warum wir uns einmischen, hat verschiedene Seiten. Die ökonomische Seite zeigt sich heute in den Reaktionen verarmender Bevölkerungsschichten, am deutlichsten zur Zeit im europäischen Nord-Süd-Gefälle im Zusammenhang mit der Euro-Krise. Sie mündet in eine politische Einmischung, zu beobachten — um beim erwähnten Beispiel zu bleiben — in Wahlen und parteipolitischen Aktionen im lateinischen Europa.
Neben der ökonomischen und politischen gibt es aber auch eine identitäre Komponente, die den beiden erwähnten teilweise zugrunde liegt. Einmischung ist nur möglich in einem Bereich, dem man strukturell zugehört oder sich aufgrund persönlicher Entscheidung zugehörig fühlt. Einmischung ist aber auch immer bedingt durch ein gewisses Mass an Dissidenz gegenüber bestehenden Zuständen oder Mehrheitsmeinungen. Ist Dissidenz umgekehrt auch eine Voraussetzung für Zugehörigkeit überhaupt?